Trotz einer wechselvollen jüngeren Bandgeschichte, einer Umbenennung (ehemals Geist), der Zusammenschrumpfung auf lediglich 2 Musiker und absolut genialen Alben wie das vor drei Jahren noch unter der alten Firmierung erschienene „Galeere“ haben EÏS nichts von ihrem Spirit, ihrer Aura oder ihrer fundamentalen Härte eingebüßt, sondern vielmehr eine eigene Klangwelt erschaffen, die nun auf „Wetterkreuz“ zur absoluten Perfektion herangereift ist. Alboin und Marek haben ein Werk erschaffen, welches fortan als Referenz für diesen pechschwarzen, von Trauerschwaden umwaberten und mystischen Black Metal gelten muss. Hier passt alles, die Kälte, das Gefühl, die Geschichten, die musikalische Umsetzung düsterer Bildnisse. „Wetterkreuz“ ist wie ein musikalisches Gemälde. Man hört es einmal, man hört es zweimal und irgendwann schließt man die Augen und im Inneren zeigen sich Bilder, die sich zu einer Geschichte zusammenfügen.
Gerade jetzt im einsetzenden Herbst haben die Jungs aus Porta Westfalica den perfekten Soundtrack abgeliefert. Schwermütig, teilweise rasend pflügen sich die Ostwestfalen durch ihre 5 überlangen Songs, die trotz ihrer exorbitanten Auswüchse niemals den vorgegebenen Pfad verlassen und Langeweile zu einem Fremdwort degradieren. Allein wenn Klaus Kinski gleich zu Beginn sein Werk „Mann aus Stein“ rezitiert, kommt Gänsehaut auf und man fällt mitten rein in die Welt von EÏS. Kälte, peitschender Wind und dazu die kontrollierte Raserei bringen den Hörer fast um den Verstand. Hier ist es dunkel und grau, kein Platz für Farben, was „Auf kargen Klippen“ mit seiner tollen Grundmelodie eindrucksvoll unterstreicht. Beim „Wetterkreuz“ kann man das Granit welches hier besungen wird, fast greifen, bevor man sich „Am Abgrund“ befindet. Die Songs greifen nahtlos ineinander über und zeichnen ein fast poetisch anmutendes Klangbild, welches perfekt mit „Bei den Sternen“ abgerundet wird. Phänomenal, grandios, packend, ergreifend und teilweise zum heulen schön. Das man sich dann auch noch dazu entschloss, mit „Thou whose face hath felt the winter’s wind“ von Sun of the sleepless und deren genialer EP „Poems to the wretched hearts“ eine tolle Coverversion und 5 Remixe der bereits erwähnten Songs als Bonus mit drauf zu packen, rechtfertigt meine Begeisterung, der ich gerne mit der Höchstpunktzahl Ausdruck verleihe.
EÏS sind brillant und eine der innovativsten Bands Deutschlands. Da lass ich auch nicht mit mir diskutiere. Kaum ein anderer Release in diesem Jahr hat soviel Ausdruckskraft wie „Wetterkreuz“, soviel Poesie, soviel Kraft, soviel Lyrik. Ich bin begeistert und tief bewegt. Ein epochales Meisterwerk!
Bewertung: ohne Umschweife die Höchstnote 10,0
Tracklist:
01. Mann aus Stein
02. Auf kargen Klippen
03. Wetterkreuz
04. Am Abgrund
05. Bei den Sternen
06. Thou whose face hath felt the winter’s wind