„Gentrifizierung heißt wörtlich Aufwertung und beschreibt den baulichen und sozialen Wandel eines Stadtteils durch den Zuzug von einer einkommensstärkeren Bevölkerung. Heute ist Gentrifizierung noch viel mehr. Es ist zu einem politischen Schlagwort geworden, das als Ursache einer Vielzahl von sozialen Problemen gesehen wird. Was häufig fehlt, ist eine differenzierte Sicht auf die Dinge. Denn der Wandel kommt weder von ungefähr, noch lässt er sich aufhalten, er lässt sich nur mitgestalten. Das gilt für Stadtviertel genauso wie für die Gesellschaft im Allgemeinen.“
So liest sich die mehr als interessante Info auf der Facebook Seite der Band, die ich trotz des gleichen Wohnortes bislang nicht auf dem Radar hatte. Warum? Keine Ahnung, denn Gentrification haben nahezu alles Potential, im Bereich Melodic Death Metal das nächste große Ding aus der Hauptstadt zu werden. Wobei die Klassifizierung nur an manchen Stellen zutrifft, denn vielmehr verkocht der Fünfer eine ganze Menge verschiedener Einflüsse in seinem musikalischen Eintopf, der so gar nicht nach Einheitsbrei schmecken will.
Klar, produktionstechnisch ist das nun nicht gerade Zeuss, Nordtström oder Sneap (wobei gerade diese Produzenten für die Band die perfekte Wahl wären) und an manchen Ecken und Enden scheppert es doch ein wenig, was allerdings nur bedingt den Spaß an den Songs schmälert. Vielmehr wissen Gentrification genau, wie man Härte, Virtuosität und vor allem Groove zu einem packenden Song verbindet. Und…man hat mit Lena eine Sängerin an der Front, die im Gegensatz zu vielen anderen Träller-Lerchen in diesem Musikgenre exakt weiß, wie sie ihre Stimme einzusetzen hat. Man versteht fast alles, da sie sehr akzentuiert singt und man somit die mehr als interessanten Texte prima verstehen kann, was halt gerade im todesbleiernden Bereich nicht unbedingt die Regel darstellt. Höhepunkt der Scheibe ist für mich „First world collapse“, der mit seiner Aggressivität und seiner Geschwindigkeit ein klein wenig aus den anderen Songs hervorsticht und einem den Kopf verdreht. Großartig! Aber auch Songs wie „Emancipate“ (schöne Tempiwechsel), „Consumer worship“ (mit wirklich perfekt passenden Blastbeats) oder das mit einem dezenten Hardcore Charakter versehende „Venom in our veins“ wissen zu überzeugen und zeigen deutlich, wie wandlungsfähig die Band im schreiben ihrer Songs ist. Respekt! Doch was soll „Blood circle (gentrified)“ darstellen? Ein „hidden Track“, der nicht versteckt ist? Naja, jedenfalls kann man nach vier Minuten hören, das Lena auch wirklich richtig gut singen (jaja…SINGEN) kann und nicht unbedingt nur herumbrüllen muss.
„Deviance“ ist ein sehr interessantes Album, beinhaltet gute Texte und musikalisch eine verdammt hohe Artenvielfalt, die gerade bei neuen Bands heutzutage nicht selbstverständlich ist. Mich würde es auf jeden Fall freuen, die Band schnellstens mal live begutachten zu können. Da steckt eine Menge Potential hinter…
Bewertung: da steckt noch viel mehr drin! 8,0 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Deviance
02. Sudden death syndrome
03. First world collapse
04. Emancipate
05. Darkest hour
06. For greater say
07. Aspiration
08. Consumer worship
09. With compliments
10. If this ain’t hell
11. Venom in our veins
12. Modern tyranny
13. Blood circle (gentrified)

CD-Reviews E-G
GENTRIFICATION (2014)
"Deviance" (1.080)